Wie alles begann
Meine Reise nach Kenia hat eigentlich bei mir zuhause vor dem Rechner begonnen. Im Frühjahr 2021 habe ich mich mit einem Team für den Debattierwettbewerb #ClimateofChange angemeldet. Ein Wettbewerb mit Fokus auf Themen wie Migration und Klimawandel. Zu vielen Problemen gibt es kontroverse Positionen und dieser Wettbewerb hat eine Plattform gegeben, diese mit anderen Engagierten auszutauschen. Nach einigen Vorrunden und dem deutschen Landesfinale bin ich dann für die europäischen Qualifikationsrunden im November nach Brüssel gefahren. Dort hatte ich die Gelegenheit mit jungen Erwachsenen aus 13 europäischen Ländern weitere spannende Debatten zu führen und ich hatte das große Glück als „Youth Ambassador for Germany“ ausgewählt zu werden. In den nächsten Monaten folgten Online-Trainingsstunden, in denen wir unter anderem über den Zusammenhang von Wirtschaft und Migration gesprochen haben. Nach einiger Unsicherheit, ob der Field Visit zu Zeiten von Covid-19 stattfinden kann, saß ich im April 2022 endlich im Zug zum Pariser Flughafen. Dort hatte sich die gesamte Gruppe getroffen und wir sind gemeinsam nach Nairobi geflogen.
Ankommen in Kenia und Treffen mit der Ogiek Community
In Nairobi angekommen, konnten wir am ersten Tag bereits erleben, wie sehr der Mensch einen Einfluss auf die Natur nehmen kann. In einer Führung durch den Karura Forest haben wir erfahren, dass dieser durch die wachsende Stadt und illegal abgelegten Müll in den 1990ern stark bedroht war. Die spätere Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai hat mit einer öffentlichen Kampagne wesentlich dazu beigetragen, den Wald zu erhalten.
Unsere einheimischen Tourbegleiter*innen haben uns am nächsten Tag auf der Weiterreise zu einem „community guesthouse“ der Ogiek Community gebracht. Dort konnten wir nach einem gemeinsamen Mittagessen mehr über die territorialen Konflikte dieser indigenen Bevölkerungsgruppe mit der kenianischen Regierung erfahren. Für mich war es sehr eindrücklich zu erfahren, was es für eine indigene Bevölkerungsgruppe bedeutet, wenn sie von dem Land und den Wäldern ihrer Vorfahren vertrieben und unter Zwang umgesiedelt werden. Auf der anderen Seite war es genauso eindrücklich, von ihren Hoffnungen zu erfahren, nachdem ihnen von der Afrikanischen Kommission der Menschenrechte und Völkerrechte das Recht auf ihr Land zugesprochen wurde.
Die Auswirkungen des Klimawandels und Anpassungsstrategien
Auf unserer weiteren Reise konnten wir noch andere Mitglieder dieser Gemeinschaft in verschiedenen Regionen treffen und uns unter anderem kleine Honig-Raffinerien anschauen, welche, aus der für die Ogiek traditionellen Honig-Gewinnung, für diese Gemeinschaft auch ein wirtschaftliches Standbein schaffen.
Die großen Schwierigkeiten, im Umgang mit zunehmend extremer werdenden klimatischen Bedingungen, konnten wir auf unserer Reise leider auch immer wieder sehen. Prädominierend war die Dürre in Kenia, welche sich insbesondere in den letzten 2 Jahren in einigen Regionen bemerkbar gemacht hat. Zugang zu Wasser ist nicht nur für Landwirte und ihre Nutztiere essenziell, sondern insbesondere auch für die Familien, die ihr Wasser für den täglichen Gebrauch nun teilweise aus mehreren Kilometern Entfernung selbst nach Hause tragen müssen. Ausbleibende Ernten bedrohen wirtschaftliche Existenzen und machen aus Familien, die sich vor wenigen Jahren noch ohne Probleme selbst unterstützen konnten, jetzt solche, die ohne weitere Unterstützung von außen nicht überleben könnten.
Am letzten Tag der Reise konnten wir mit Vertreter*innen der Europäischen Kommission in Kenia reden und uns über Ansätze der Migrationsbewältigung und Bekämpfung des Klimawandels unterhalten.
Fazit
Ich bin sehr dankbar, all diese Erfahrungen gemacht haben zu dürfen. Vor Ort die deutlichen Effekte zu sehen, die Klimawandel und Migration auf ein wirtschaftlich starkes ostafrikanisches Land haben. Aber auch, wie sich die Bevölkerung darum bemüht, die Natur zu erhalten und ihr besondere Schutzräume zu schaffen. Wälder wieder aufzuforsten oder auch Sumpfgebiete oberhalb Nairobis zu bewahren, um die Trinkwasserversorgung der Millionenstadt weiterhin gewährleisten zu können. Ich habe viele großartige Erinnerungen an diese Reise. Gleichzeitig habe ich auch das Gefühl, dass wir dringend handeln müssen, um frühzeitig Menschen zu unterstützen, die mit Folgen des Klimawandels leben und noch weitere in Zukunft ertragen werden müssen. Das kann in unserer eigenen privaten Ebene anfangen und bis zu deutlichen politischen Forderungen an unsere Politik gehen.